Ich möchte in Erinnerung bleiben

Das letzte Jahr hatte es bezüglich Todesfälle in nahen und fernen Umfeld wirklich in sich! Manchmal, so ganz plötzlich aus dem Nichts heraus, fällt mir dann der eine oder andere Verstorbene ein und ich verliere mich in Gedanken…. Wo wäre er oder sie jetzt, wenn er oder sie noch am Leben wäre? Wie würde es weitergehen? Vor allem aber frage ich mich, wie man den Verstorbenen in vielen Jahren gedenken wird. Gedenkt man ihnen überhaupt noch und was bleibt zurück von Ihnen? Wissen sie, dass es Menschen gibt, die ihrer intensiv und oft gedenken, würden sie sich darüber freuen oder sogar wundenr?

Und was ist naheliegender, als dass ich diese Gedanken dann auf mich projiziere. Immer öfter frage ich mich, ob man sich an mich wird erinnern. Und wenn ja, warum.

Wer den Film „Schindlers Liste“ bis zum Ende gesehen hat, wird verstehen, wenn ich sage, dass diese Gedanken bei mir bereits vor mehr als 24 Jahren auftauchten, als am Ende des Films die reellen Überlebenden, gemeinsam mit ihren Filmdarstellern, Steine auf sein Grab zum Gedenken legten. Damals dachte ich mir: „Und wenn auf meinem Grab nur ein einziger Stein liegt, dann war mein Leben lebenswert!“ Heute, über 20 J. später, denke ich darüber hinaus, dass es außer Steinen doch noch was geben muss…

Was habe ich, aus meiner Sicht gesehen, geleistet im Leben oder bewirkt, weshalb man sich an mich erinnern könnte:

  1. Langjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Rettungsdienst sowie Abhalten von Kursen, etc. – die werden mich alle nie vergessen! 🙂
  2. Über 12 J. Nebenjob in einer Privatordination – die Patienten fragen nach mir, wenn ich nicht da bin oder rufen mich an, ob eh alles in Ordnung ist – ich denke, auch hier werde ich unvergessen sein.
  3. In meinem jetzigen Hauptjob in einem Krankenhaus konnte ich jedoch am meisten bewirken und bin stolz darauf: ich reichte vor vielen Jahren einen Vorschlag für die Gründung eines „Trauer-Cafe’s“ ein. Aus dem Vorschlag wurde ein Projekt und letztendlich wurde vor ca. 4,5 Jahren gestartet damit. Das Trauer-Cafe gibt es heute noch und ich hoffe, dass man es immer mit meinem Namen in Zusammenhang bringen wird. Auch viele andere Dinge wurden umgesetzt und bleiben dauerhaft, das freut mich.
  4. Und last but noch least habe ich einen kleinen, aber feinen engen Freundeskreis, der – so hoffe ich – sich immer meiner erinnern wird.

Da mein Körper der Anatomie gehört, wird es kein Grab geben, nur eine Seelenmesse, also keine Möglichkeit, Steine auf einem Grab zu hinterlegen. Aber ich bin überzeugt davon, dass die Menschen, die mir etwas hinterlassen wollen, eine Möglichkeit finden werden, „Steine“ zu hinterlegen. Ich glaube, mein Mann wird sich mit der Nicht-Existenz eines Grabes ein wenig schwer tun, aber er kann sich ja aus meine persönlichen Sachen seine eigenen Erinnerungen schaffen und bewahren, wenn er möchte.

Ab und zu überlege ich mir, was man über mich sagen würde: sie war ein guter Mensch, hat immer anderen geholfen, ohne auf sich selbst zu schauen / sie konnte selten „nein“ sagen / sie war kreativ und querdenkend, innovativ und einsatzfreudig / sie war ein Mensch, der nach außen hin offen war, jedoch selten jemanden ins wahre Innere sehen ließ / je älter sie wurde, desto schwieriger und introvertierter / usw., usf. Gerne wäre ich dann dabei und würde zuhören…. An sich habe ich ein sehr gutes Gefühl für mein Eigen- und Fremdbild, dennoch denke ich, dass ich vielleicht bei der einen oder anderen Aussage überrascht wäre….

Whatever, ich werde es nie erfahren! Ich wünsche mir nur, in Erinnerung zu bleiben, das ist mir sehr wichtig!

 

Ein Gedanke zu „Ich möchte in Erinnerung bleiben

  1. Hab heute wieder ganz oft und viel an dich gedacht. An unsere Stunden beim Seiser. An die Brote mit Camembert und Apfel. Und deshalb war das heute Zeno und mein Abendessen! Bussi

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